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Rudolph Logistik: "Saubere Daten sind die Basis für saubere Luft"

Im Interview spricht Andreas Pfeiffer, verantwortlich für das Energie- und Klimamanagement der Rudolph Logistik Gruppe mit Stammsitz in Gudensberg, über die Herausforderungen und Strategien zur Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen in der Intralogistik. Pfeiffer fordert standardisierte Angaben von den Flurförderzeugherstellern und betont, dass ein verlässliches Flottenmanagement-System wie Mobile Easykey entscheidend ist, um den Energieverbrauch und die Emissionen detailliert nachverfolgen zu können.

Herr Pfeiffer, Sie sind bei der Rudolph Logistik Gruppe für das Energie- und Klimamanagement des Logistikunternehmens verantwortlich: Energiebeschaffung, Monitoring und Optimierung. Mithin ein komplexes Thema. Welche Überschrift würden Sie Ihrer Arbeit geben?

Andreas Pfeiffer: Da geht es schon los. Ich bin für das Energie- und Klimamanagement bei der Rudolph Logistik Gruppe zu-ständig und beschäftige mich dabei auch mit dem Thema Treibhausgas-Neutralität. In jedem Unternehmen, jeder Institution werden andere Begriffe gebraucht. Klimamanagement, Energiemanagement, CO2 , Treibhausgas, Klimagas. Die Vielzahl der Begrifflichkeiten und Vorgehensweisen gibt bereits einen Hin-weis darauf, wie unterschiedlich dieses komplexe Thema derzeit noch angegangen wird.

Wie wird es denn bei Rudolph angegangen?

Andreas Pfeiffer: Basis ist bei uns die Zertifizierung gemäß DIN EN ISO 50001. Im Fokus steht dabei die Einsparung von Energie-verbräuchen, die in der Regel auch zu einer Einsparung von Treibhausgas-Emissionen führt. Die Frage nach dem Fußabdruck der Flurförderzeugflotte und jedes einzelnen Staplers wird immer wichtiger. Die EU will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden, Deutschland sogar bis zum Jahr 2045.

Also haben Sie nur Elektro-Stapler und Ökostrom an allen Standorten?

Andreas Pfeiffer: Wenn es so einfach wäre! Erst einmal ja, wir haben überwiegend elektrisch betriebene Flurförderzeuge, dazu wenige Dieselfahrzeuge und ein paar mehr, die mit Treibgas fahren. Seit wir verstärkt auf den Fußabdruck der einzelnen Geräte achten, haben wir zum Beispiel Dieselstapler gegen elektrisch betriebene ausgetauscht und konnten dadurch bis zu 90 Prozent der Treibhausgas-Emissionen für diese Geräte einsparen. Wir müssen jedoch auch die Emissionen mit einbeziehen, die bei der Herstellung anfallen. Das ist heute noch ein blinder Fleck. Mir ist kein Flurförderzeughersteller bekannt, der die entsprechenden Daten zur Verfügung stellt.

Wofür brauchen Sie diese Daten?

Andreas Pfeiffer: Nach dem Greenhouse Gas Protocoll lassen sich die Emissionen so aufteilen: Scope 1 erfasst die Treibhaus-gase, die bei uns entstehen, wie bei der Diesel- oder Gasverbrennung. Scope 2 ist die Leitungsenergie, in erster Linie Strom. Scope 3 ist alles andere, zum Beispiel die Herstellung und die Entsorgung. Scope 1 und 2 können wir heute schon gut erfassen. Wir kennen die Treibhausgas-Werte für einen Liter Diesel oder ein Kilogramm Gas und wir kennen den Strommix an unseren Standorten. Aber wenn wir ein neues Fahrzeug anschaffen, kaufen wir einen Treibhausgas-Rucksack mit ein. Inwiefern dieser durch unser Unternehmen zu tragen ist oder bei einem späteren Verkauf teilweise weitergegeben wird: Auch das ist bis dato noch völlig unklar. Also brauchen wir diese Angabe und einheitliche Vorgaben, wie diese Menge durch die Nutzungsdauer aufzuteilen ist, um irgendwann eine transparente und nachvollziehbare Treibhausgas-Bilanzierung zu erstellen.

Scope 2 für Elektro-Stapler: Mit welchen Werten arbeiten Sie genau?

Andreas Pfeiffer: Das Unternehmen Linde zum Beispiel gibt einen durchschnittlichen Kilowattstunden-Verbrauch nach dem VDI-Zyklus an. Jungheinrich sogar einen CO2-Verbrauch. Allerdings ist das mit dem CO2-Verbrauch wage, denn der basiert auf einem Strommix, der vielleicht gar nicht den Tatsachen an unseren Standorten entspricht. Und er sagt wenig über die tatsächliche Nutzung aus. Was ist mit der Berücksichtigung von Fahrten mit und ohne Last, der Verwendung von Anbaugeräten oder Heizung und Klimaanlage? Aber es ist ein Anfang und Standardwerte sind immer noch besser als gar keine Werte.

Wie werten Sie diese Daten aus?

Andreas Pfeiffer: Wir nutzen seit einigen Jahren das Flottenmanagementsystem Mobile Easykey. In der neuesten Softwareversion können wir dort den CO2-Verbrauch pro Gerät und Nutzungsstunde erfassen. Über die nächsten Jahre werden wir also die Entwicklung betrachten und auswerten können. Ab dem Jahr 2025 gilt für Rudolph Logistik die EU-Richtlinie CSRD, die Corporate Sustainability Reporting Directive, oder einfach aus-gedrückt: Rudolph muss einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Mit Mobile Easykey können wir die Daten für die Intralogistik-Flotte beisteuern.

Anhand von aussagekräftigen Dashboards lassen sich mithilfe des Flottenmanagement-Systems Mobile Easykey die CO2-Emissionen der Flurförderzeuge analysieren



Ohne Scope 3 und mit Durchschnittswerten?

Andreas Pfeiffer: Es entwickelt sich, alle sind auf dem Weg. Die Daten sind noch nicht wirklich transparent und viele Fragen sind nicht geklärt. Hauptsächlich Transparenz ist jedoch ein großes Thema. Auch wenn unsere Anstrengungen derzeit auf freiwilliger Basis stattfinden und vor allem das Ziel haben, einen positiven Beitrag bei der Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen zu leisten und gleichzeitig Kosten zu reduzieren: Wir möchten mit plausiblen Werten arbeiten und Fehlerquellen minimieren. Und dafür brauchen wir eine saubere Datenbasis. Wenn irgendwann CO2-Abgaben oder Steuern erhoben werden, wollen wir gewappnet sein. Natürlich kann man Klimazertifikate kaufen. Aber war-um sollten wir das, wenn wir heute schon dafür Sorge tragen, rechtzeitig die Emissionen auf ein Mindestmaß zu reduzieren?

Spielen wir mal „Wünsch dir was!“

Andreas Pfeiffer: Von den Staplerherstellern wünsche ich mir vor allem die Angaben über den Treibhausgas-Verbrauch bei der Her-stellung und dem Transport der Geräte zu uns. Und diese Angaben brauchen wir streng genommen auch für jede spätere Ersatzteillieferung. Von Mobile Easykey wünsche ich mir den tatsächlichen Energieverbrauch pro Nutzungsstunde zu ermitteln und die Möglichkeit, den Strommix individuell pro Standort parallel zum marktüblichen Strommix zu erfassen. Damit könnten wir die Entwicklung über die Jahre betrachten und auswerten, wie sich ein bestimmter Strommix auf die Treibhausgas-Bilanz auswirkt.

Die Fragen stellte Winfried Bauer, Chefredakteur f+h

Fachzeitschrift f+h, Ausgabe November 2024
Die jeweils aktuelle Ausgabe des Magazins finden Sie 
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